Lob des tabacks

[468] C.H.v.H.


Rosen und violen

Mögen kinder holen/

Kinder dieser zeit.

Diß/ was meinen sinn erfreut/

Und in meinen händen brennet/

Wird taback genennet.


Bisem muß dir weichen/

Dir ist nicht zu gleichen

Ambra und zibeth;

Wenn dein schöner rauch auffgeht/

Und dein edles feuer blicket/

So bin ich erquicket.


Haben böse zungen

Viel von dir gesungen/

Und dir beygewollt;[468]

Dieses ist nicht deine schuld.

Bleibet doch/ der alles führet/

Niemahls unberühret.


Diß soll mich nicht treiben/

Von dir weg zu bleiben/

Wenn der pöbel sagt/

Daß mir rauch und dampff behagt.

Er/ sein geld und seine taschen

Wird zu rauch und aschen.


Nun so will ich trincken/

Weil die sternen blincken

Und das grosse licht

Durch die düstren wolcken bricht;

Ja/ des Phöbus güldner wagen

Soll mein rauchwerck tragen.


Venus wird nicht zürnen/

Wenn auf ihre stirnen

Sich tabacks-rauch legt.

Ward sie doch auch nicht bewegt/

Wenn Vulcan/ das ungeheuer/

Machte rauch und feuer.


Und vor andern allen

Wird der rauch gefallen

Dir/ o krieges-gott.

Drum hat es auch keine noth/

Wenn die sachen/ so wir üben/

Nur die götter lieben.


Nun/ ihr lieben brüder/

Thut/ was wein und lieder

Itzt hat angestimmt.

Schaut! wie meine pfeiffe glimmt/

Da doch meiner liebsten sinnen

Nicht so brennen können.

Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte zweiter Teil, Tübingen 1961.
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