1816

[257] Das mannigfaltig Bedeutende, das ich vor einem Jahr im eigentlichen Mutterlande gesehen, erlebt und gedacht hatte, mußte sich auf irgendeine Weise widerspiegeln. Ein Heft »Kunst und Altertum am Rhein und Main« ward unternommen und dazu am Ende vorigen Jahrs mehr als eine Vorarbeit durchgeführt; die älteren Niederländer, van Eyck und was sich von ihm herschrieb, gründlich erwogen; das frühere problematische Bild »Veronika« zu künftigem Gebrauch verkleinert und gestochen. Büschings »Wöchentliche Nachrichten« arbeiteten zu gleichem Zweck, und in diesem Sinne wandte sich die Pietät der Weimarischen Kunstfreunde gegen alte Heiligenbilder, die wir von Heilsberg am Thüringer Wald kommen und unter unsern Augen reparieren ließen. Weil aber immer in neuerer Zeit eins ins andere wirkt, ja sogar Gegenseitiges durch Gegenseitiges, so war auch ein Heldenbild als Gleichnis von Blüchers Persönlichkeit in Gefolg seiner großen Taten zur Sprache gekommen.[257]

Wenn der Held mit Gefahr seines Lebens und Ruhms die Schicksale der Welt aufs Spiel setzt und der Erfolg ihm glücklicherweise zusagt, so staunt der Patriot und nimmt gern den Künstler zu Hülfe, um für sein Bewundern, sein Verehren irgendeine Sprache zu finden.

In hergebrachter Denkweise der Vorzeit heroische Gestalt mit angenähertem Kostüm der Neuwelt heranzubringen war nach vorgängigem Schriftwechsel mit Herrn Direktor Schadow zuletzt die Aufgabe und Übereinkunft. Wegen Beschädigung des ersten Modells brachte der Künstler ein zweites, worüber man nach lehrreichen Gesprächen zuletzt bis auf Veränderungen, welche das Vollenden immer herbeiführt, sich treulich vereinigte. Und so steht dieses Bild, wie auf dem Scheidepunkt älterer und neuerer Zeit, auf der Grenze einer gewissen konventionellen Idealität, welche an Erinnerung und Einbildungskraft ihre Forderungen richtet, und einer unbedingten Natürlichkeit, welche die Kunst, selbst wider Willen, an eine oft beschwerliche Wahrhaftigkeit bindet.

Von Berlin erfreuten mich transparente Gemälde nach meinem »Hans Sachs«. Denn wie mich früher Nachbildung der älteren, treulich-ernsten charakteristischen Dichtkunst lange Zeit ergötzt hatte, so war mir es angenehm, sie wieder als vermittelnd gegen neuere Künstler auftreten zu sehen. Zeichnungen zum »Faust« von Cornelius und Retzsch wirkten in ihrer Art das Ähnliche: denn ob man gleich eine vergangene Vorstellungsweise weder zurückrufen kann noch soll, so ist es doch löblich, sich historisch-praktisch an ihr zu üben und durch neuere Kunst das Andenken einer älteren aufzufrischen, damit man, ihre Verdienste erkennend, sich alsdann um so lieber zu freieren Regionen erhebe.

In gesellschaftlichen Kreisen hatte die Lust zu Bilderszenen immer zugenommen und ward von mir, wenn auch nicht unmittelbar gefördert, doch gelegentlich mit einigen Strophen begleitet.

Im Nachklang der rheinischen Eindrücke ward von den Weimarischen Kunstfreunden das Bild des heiligen Rochus,[258] wie er als völlig ausgebeutelt von seinem Palast die Pilgerschaft antritt, erfunden und skizziert, hierauf sorgfältig kartoniert und zuletzt, von zarter Frauenzimmerhand gemalt, in der freundlichen Rochuskapelle günstig aufgenommen. Ein gestochener verkleinerter Umriß ist in dem zweiten »Rhein- und Main«-Heft, wie billig, vorgebunden.

Von Offenbach erhielt ich schöne bronzene Münzen, die mich in den Anfang des sechzehnten Jahrhunderts wieder zurückführten. Graf Cicognaras »Storia della scultura« kam eben zu rechter Zeit diesen schönen Studien zu Hülfe. In höhere Regionen führte uns der »Olympische Jupiter« von Quatremère de Quincy; hier gab es viel zu lernen und zu denken. Die Ankunft der Elginischen Marmore erregte großes Verlangen unter allen Kunstliebhabern; indessen blieb auch Burtin, »Connaissance des tableaux«, das uns Einsicht in ein anderes bedeutendes Feld gewährte, nicht unbeachtet.

Die Restauration der Dresdner Gemälde kam in Anregung. Welch eine große Anstalt hiezu erforderlich sei, einigermaßen darzustellen, erzählte ich von der Restaurations-Akademie in Venedig, die aus einem Direktor und zwölf Professoren bestand und große Räume eines Klosters zu ihren Arbeiten bezogen hatte. Eine solche Wiederherstellung und Rettung ist wichtiger, als man denkt, sie kann nicht aus dem Stegreif unternommen werden.

Die weimarische Zeichenschule hatte sich in eine große Veränderung zu fügen. Da das alte Lokal zu andern Zwecken bestimmt und kein gleich großes für sie zu finden war, so wurden die Klassen geteilt, für die erste ein Gebäude auf der Esplanade erkauft, die beiden andern aber vor dem Frauentor im sogenannten Jägerhaus eingerichtet. Auch diese Veränderung wie die vorhergehenden verdiente wohl eine besondere Schilderung, indem sie nicht ohne gute Folgen für die Anstalt selbst bleiben sollte.

Gleichzeitig ward ein vorzüglicher Bildhauer namens Kaufmann von Rom berufen, der auch diese Kunst wieder neu zum Leben brachte.[259]

Soll ich meiner eigenen Arbeiten gedenken, so hab ich wohl zuerst des »Divans« zu erwähnen. Er ward immer mehr suppliert, geordnet und einiges davon zum »Damenkalender« bestimmt. Für den historischen und erklärenden Teil sammelte ich immer mehr Vorarbeit. Von Diez' »Denkwürdigkeiten«, dessen Streitigkeit mit Hammer, des letzteren »Orientalische Fundgruben« studierte ich mit Aufmerksamkeit, und überall schöpfte ich frische östliche Luft. Knox' »Ceylon« kam zu rechter Zeit mir in die Hände; besonders wert jedoch erschien mir Hyde, »Persische Religion«; und wie denn, sobald ein bedeutender Stoff mir vor die Seele trat, ich denselben unwillkürlich zu gestalten aufgefordert wurde, so entwarf ich eine orientalische Oper und fing an, sie zu bearbeiten. Sie wäre auch fertig geworden, da sie wirklich eine Zeitlang in mir lebte, hätte ich einen Musiker zur Seite und ein großes Publikum vor mir gehabt, um genötigt zu sein, den Fähigkeiten und Fertigkeiten des einen sowie dem Geschmack und den Forderungen des andern entgegenzuarbeiten.

Wunderliche Menschen, wie es gibt, verlangten, verführt durch die Schillersche Ausgabe in chronologischer Folge, das gleiche von mir und hätten beinahe den schon eingeleiteten Abdruck in Verwirrung gebracht. Meine Gründe, dieses abzulehnen, wurden indes gebilligt, und das Geschäft ging unbehelligt seinen Gang. Der neunte und zehnte Band ward revidiert; die »Italienische Reise«, besonders nach Neapel und Sizilien, gestaltete sich immer mehr, und wie eine Arbeit die andere jederzeit hervorruft, konnt ich nicht unterlassen, an dem vierten, so lange verzögerten und erwarteten Bande von »Wahrheit und Dichtung« wieder einige Hauptmomente zu verzeichnen. Das »Rhein- und Main«-Heft, zweites Stück, ward gefördert, »Reineke Fuchs« durchgesehen und das »Rochusfest« geschrieben.

Die zweite Lieferung meiner Werke kommt an, die Paralipomena werden neuerdings beachtet, ein Lied für das Berliner Künstlerfest geschrieben, wogegen eine beabsichtigte große Kantate zum Lutherfest wegen Mangel an Zeit und Aufmunterung[260] bald nach der Konzeption, aufgestelltem Schema und geringer Bearbeitung liegenblieb und für die Ausbildung verlorenging.

Mein Anteil an fremden Werken bezog sich lebhaft auf Byrons Gedichte, der immer wichtiger hervortrat und mich nach und nach mehr anzog, da er mich früher durch hypochondrische Leidenschaft und heftigen Selbsthaß abgestoßen und, wenn ich mich seiner großen Persönlichkeit zu nähern wünschte, von seiner Muse mich völlig zu entfernen drohte. Ich lese den »Korsaren« und »Lara« nicht ohne Bewunderung und Anteil. Zu gleicher Zeit erschienen Nelsons »Briefe« mit seinem »Leben«, gaben viel zu denken und viel zu trauern. Gries, durch die Ausgabe des zweiten Teils seines »Calderon«, machte uns im Spanien des siebzehnten Jahrhunderts immer einheimischer. »Anatole« versetzte uns nach einem neuern Paris und ließ uns einen schönen Roman bewundern. »Die Friedensgefangenen« von Lawrence, eine der seltsamsten Produktionen, nötigte uns, alle Aufmerksamkeit einem ganz verwünschten Zustand zu schenken. Reisende Engländer, in Verdun festgehalten nach neueren Völkerrechtsmaximen beim Ausbruch eines Krieges mit Albion; republikanische Franzosen, besonders Kommandant und Kommandantin, von geringem Stande, während der Revolution emporgekommen; heimliche, für Engländer gehaltene Emigrierte, verkappte Vornehme, und wer sonst noch zu bemerken wäre, machen ein barockes Bild, das auf die Nachwelt zu kommen verdient, weil es nur unter dieser Bedingung von einem geistreich anschauenden Leidensgenossen konzipiert und mehr mit Haß als Liebe vollendet werden konnte.

Ruckstuhl schrieb über die deutsche Sprache, und das nicht zu erschöpfende Werk Ernestis, »Technologia rhetorica Graecorum et Romanorum«, lag mir immer zur Hand: denn dadurch erfuhr ich wiederholt, was ich in meiner schriftstellerischen Laufbahn recht und unrecht gemacht hatte. Noch aber muß ich einer höchst merkwürdigen, vielleicht einzigen Darstellung gedenken; es ist das Tag- und Stundenbuch der Leipziger[261] Schlacht von Rochlitz, wovon ich anderwo gehandelt habe.

Die jenaischen unmittelbaren Anstalten, der Naturlehre im allgemeinen, der Naturgeschichte im besondern gewidmet, erfreuten sich der aufmerksamsten Behandlung. Fast in allen Abteilungen war die innere Tätigkeit so herangewachsen, daß man sie zwar durch gute Haushaltung sämtlich bestreiten konnte, aber doch an einen neuen, erhöhten Museumsetat notwendig denken und einen neuen Maßstab feststellen mußte. Döbereiners Wohnhaus ward ausgebaut, ein Gartenstück bei der Sternwarte angekauft und zu diesem Besitz hinzugeschlagen. Die Veterinäranstalt in Jena bestätigte sich; Professor Renner begann seinen Kursus, und ich gab meine älteren zersägten und sonst präparierten Pferdeschädel zum didaktischen Anfang hinüber, da sie früher mir auch zum Anfang gedient hatten.

Die lang unterbrochenen Ausgrabungen des uralten Grabhügels bei Romstedt wurden fortgesetzt und gaben uns mehrere Schädel; nicht weniger wurde durch besondere Aufmerksamkeit nach Jena ein ganzes Skelett geschafft und sorgfältig geordnet niedergelegt. Ein durch Knochenaufschwellung merkwürdig monstroser Schädel kam in Gipsabgüssen von Darmstadt durch die Gewogenheit des Herrn Schlichtegroll.

Ich rief mir das Andenken Kaspar Friedrich Wolffs wieder hervor, durchdachte Jägers »Mißbildung der Gewächse«, ingleichen Philipp Rés »Pflanzenkrankheiten«. Von Humboldts Werk über Verteilung der Pflanzengestalten auf dem Erdboden war höchst willkommen, und Nees' von Esenbeck ausführlichste Arbeit über Pilze und Schwämme ließ mich ein treffliches Mikroskop bedauern, das mir ein seltsames Schicksal in den angenehmsten Lebensaugenblicken zerstört hatte.

Aus dem Tierreiche wurde uns ein Wundergeschöpf, der Proteus anguinus, durch Herrn Professor Configliacchi vorgezeigt, der ihn in einem Glase mit Wasser, auf der Reise höchst sorgfältig im Busen verwahrt, lebendig bis zu uns gebracht hatte.

Im Mineralreiche waren wir sehr begünstigt; Geheimerat [262] Heims zu Meiningen wichtige Sammlung gelangte durch sein Wohlwollen für unsere Anstalt nach Jena, wo sie, nach seinem Sinn geordnet, aufgestellt wurde. Von einzelnen Merkwürdigkeiten verdient der Kugelsyenit von Valinco aus Korsika vorzüglich Erwähnung. In meine Sammlung gelangten, in Gefolg eines vorjährigen Reisebesuchs, Mineralien vom Westerwald und Rhein, auch ein Hyalit von Frankfurt als Überzug vielleicht der größesten Fläche, an der er je sich vorgefunden, von sieben Zoll im Durchmesser. Geheimerat von Leonhards »Bedeutung und Stand der Mineralien« bereicherte uns von theoretischer Seite.

Howards Wolkenterminologie ward fleißig auf die atmosphärischen Erscheinungen angewendet, und man gelangte zu besonderer Fertigkeit, sie mit dem Barometerstand zu parallelisieren.

Zu sonstigen physikalischen Aufklärungen war der Versuch einer Gasbeleuchtung in Jena veranstaltet; wie wir denn auch durch Döbereiner die Art, durch Druck verschiedene Stoffe zu extrahieren, kennenlernten.

Im Chromatischen waren die entoptischen Phänomene an der Tagesordnung. Ich nahm zusammen, was ich bis jetzt erfahren hatte, und trug es in einem kurzen Aufsatz vor, dessen bald gefühlte Unzulänglichkeit mich zu weitern Forschungen nötigte und mich immer näher zu dem Wahrhaften hindrängte.

Professor Pfaff sandte mir sein Werk gegen die »Farbenlehre« nach einer den Deutschen angebornen unartigen Zudringlichkeit. Ich legte es zur Seite bis auf künftige Tage, wo ich mit mir selbst vollkommen abgeschlossen hätte. Seinen eigenen Weg zu verfolgen bleibt immer das vorteilhafteste: denn dieser hat das Glückliche, uns von Irrwegen wieder auf uns selbst zurückzuführen.

Dr. Schopenhauer trat als wohlwollender Freund an meine Seite. Wir verhandelten manches übereinstimmend miteinander, doch ließ sich zuletzt eine gewisse Scheidung nicht vermeiden, wie wenn zwei Freunde, die bisher miteinander gegangen, sich die Hand geben, der eine jedoch nach Norden,[263] der andere nach Süden will, da sie denn sehr schnell einander aus dem Gesichte kommen.

Farbenversuche mit vegetabilischen Extrakten dienten wiederholt, die höchste Konsequenz der »Farbenlehre« darzutun.

Nun muß ich aber ein Zwischenspiel im Zusammenhange vortragen, worin mancherlei vorkommt, das ich unter die Rubriken nicht zersplittern mochte. Bei herannahender guter Witterung gedachte ich, nach Wunsch und Neigung die schönen Tage des vorigen Jahrs im Mutterlande abermals zu genießen. Freund Meyer wollte mich begleiten; Natur und Kunst sollten uns mit ihren Schätzen überfüllen. Vorarbeiten waren gemacht, Plane entworfen, wie alles zu genießen und zu nutzen wäre, und so saßen wir wohlgepackt und eingerichtet in einem bequemen Wagen; aber die Hälfte des Erfurter Weges war noch nicht erreicht, als wir umgeworfen wurden, die Achse brach, der Freund sich an der Stirne beschädigte und wir umzukehren genötigt wurden. Aus Unmut und Aberglaube ward die vorgesetzte Reise vielleicht übereilt aufgegeben, und wir verfügten uns ohne langes Besinnen nach Tennstedt, wo ein Thüringer Schwefelwasser gute Wirkung versprach. Dort interessierte mich nach meiner Gewohnheit Lokalität und Geschichte: denn eigentlich bewegt sich die Thüringer Vorwelt viel an der Unstrut. Ich las daher die »Thüringische Chronik«, die an Ort und Stelle gar manches in deutlicher Lokalität erscheinen ließ. Die Lage der Stadt an ihrem Platz und in der Umgegend ward beachtet, und man konnte wohl begreifen, wie hier in der frühsten Zeit sich Wohnungen gesammelt hatten. Wir besuchten Herbsleben an der Unstrut, Klein-Ballhausen und andere nah gelegene Orte, und so fanden wir in der Ebene ausgetrocknete Seen, Tuffsteinbrüche und Konchylien des süßen Wassers in Menge. Fast bei allen Exkursionen hatten wir die Rückseite des Ettersbergs vor Augen und konnten uns leicht nach Hause denken. Die Menge versammelte sich bei einem Vogelschießen, nicht weniger bei einem Brunnenfest, welches durch einen Kinderaufzug recht gemütlich wurde.

»Agamemnon«, übersetzt von Humboldt, war mir soeben in[264] die Hände gekommen und verlieh mir den bequemen Genuß eines Stückes, das ich von jeher abgöttisch verehrt hatte. »Marcus Cornelius Fronto« von Niebuhr suchte mich auf; unerwartet erschien Geheimerat Wolf, die Unterhaltung war bedeutend und förderlich, und Meyer nahm daran eingreifenden künstlerischen Anteil. Zufällig jedoch verließen mich beide Freunde am 27. August, und so hatte ich Zeit genug, meinen Geburtstag abermals in stiller Sammlung zu feiern und den Wert der Kränze zu bedenken, womit ich mein Zimmer von der wohlwollenden Wirtin aufgeschmückt sah. Übrigens war ich der mir an diesem Orte gegönnten Sammlung und Ruhe die ausführliche Darstellung des »Rochusfestes« schuldig geworden.

Ferner hab ich zu rühmen, welchen vorzüglichen Genuß mir ein Hermstedtisches Konzert und Privatexhibition gegeben, da, von musikalischen Freunden lange Zeit entfernt, ich diesem herrlichen Kunst- und Naturelement beinahe entfremdet worden.

Öffentliche Ereignisse, die mich in diesem Jahr nah genug berührten, erwähn ich mit freudiger und trauriger Erinnerung. Am 30. Januar ward der Falkenorden gestiftet und mir zugleich das Großkreuz erteilt. Des Herzog Bernhards Vermählung gab die schönsten Hoffnungen; dagegen versetzte mich der Tod der Kaiserin von Österreich in einen Zustand, dessen Nachgefühl mich niemals wieder verlassen hat. Der Staatsminister von Voigt, ein teurer vieljähriger Mitarbeiter und Beförderer meiner wohlgemeinten Unternehmungen, feierte sein Dienstjubiläum, das ich mit einem Gedicht und den treusten Wünschen begrüßte.

Von Besuchen bemerk ich folgende, sämtlich Erinnerungen früher und frühster Zeiten erweckend: von Mellish, Dr. Hufeland, Max Jacobi, von Laffert, Dr. Chladni, Zelter und Wilken, Graf und Gräfin O'Do nell, Hofrätin Kestner aus Hannover.

Ein solcher innerer Friede ward durch den äußern Frieden der Welt begünstigt, als nach ausgesprochener Preßfreiheit die Ankündigung der »Isis« erschien und jeder wohldenkende[265] Weltkenner die leicht zu berechnenden unmittelbaren und die nicht zu berechnenden weiteren Folgen mit Schrecken und Bedauern voraussah.

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 16, Berlin 1960 ff, S. 257-266.
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