Schertz-lied

[408] Als die Venus neulich sasse

In dem bade nackt und bloß/

Und Cupido auff dem schooß

Von dem liebes-zucker asse/[408]

Zeigte sie dem kleinen naben

Alles was die frauen haben.


Marmel-hügel sah er liegen/

Von begierden auffgebaut;

Sprach zur mutter überlaut:

Wenn werd ich dergleichen kriegen/

Daß mich auch die schäferinnen/

Und die damen lieb gewinnen?


Venus lacht aus vollem munde

Uber ihren kleinen sohn:

Denn sie sah und merckte schon/

Daß er was davon verstunde/

Sprach: du hast wohl andre sachen/

Die verliebter können machen.


Unterdessen ließ sie spielen

Seine hand auff ihrer brust:

Denn sie merckte/ daß er lust

Hatte weiter nachzufühlen/

Biß ihr endlich dieser kleine

Kam an ihre zarte beine.


Als er sich an sie geschmieget/

Sprach er: Liebes mütterlein/

Wer hat an das dicke bein

Euch die wunde zugefüget?

Müst ihr weiber denn auff erden

Alle so verwundet werden?


Venus konte nichts mehr sagen/

Als: du kleiner bösewicht/

Packe dich/ du solst noch nicht

Nah dergleichen sachen fragen.

Wunden/ die von liebes-pfeilen

Kommen/ die sind nicht zu heilen.

Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster Teil, Tübingen 1961, S. 408-409.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte aus Neukirchs Anthologie, Bd. 1
Gedichte Aus Neukirchs Anthologie Band 1 (Paperback)(German) - Common