Tyrann

1. Ain Tyrann ist wie ain schürstecke.Agricola II, 500.


2. Besser ein Tyrann, denn viel vnd täglich neuw Herren.Franck, Zeytbuch, LXIIa.


3. Bey Tyrannen stehet freiheit fehrlich.Petri, II, 44.


4. Der Tyrann ist unter den wilden Thieren, der Schmeichler unter den zahmen das gefährlichste.Simrock, 10571.


5. Der Tyrann muss einen Pfaffen haben und der Pfaffe einen Tyrannen, sonst bringt's keiner weit.Simrock, 10570; Körte, 6095; Klosterspiegel, 6, 16.


6. Ein schlafender Tyrann ist besser als ein wachender.Wirth, II, 433.


7. Ein Tyrann fürchtet mehr die Guten als die Bösen.

Dän.: En tyran frygtet mere for de gode end onde. (Prov. dan., 558.)


8. Ein Tyrann hat immer Donner und Blitz in Händen.

Dän.: Som her altiid torden og lynild i hœnderne. (Prov. dan., 561.)


9. Ein Tyrann ist besser als ein Haufen von Tyrannen.

Der californische Gouverneur Haigst sagte bei seinem Amtsantritt im December 1867: »Die Geschichte lehrt uns, dass eine unbeschränkte demokratische Regierung noch schlimmer ist, als eine uneingeschränkte Monarchie; und das Sprichwort sagt: Ein Tyrann u.s.w.« (Globus, XII, 279.)


10. Einem Tyrannen hält niemand Todtenklage.


11. Einem Tyrannen klemme nicht die Zeh', willst du nicht Kopf- und Rückenweh'.


12. Es ist noch kein Tyrann so zornig gewesen, welcher nit einmal gelacht und zweymal verziehen habe.Chaos, 578, 108; Winckler, XIV, 46.


13. Es kompt selten ein Tyrann in die Hell, der nich sehe, als hette er Wildpret feil getragen.Henisch, 1047, 8; Petri, II, 283.


14. Es taug nicht, dass ein Tyrann eins rechten tods sterbe.Franck, I, 141a; Eyering, II, 590.


15. Gar wenig man Tyrannen find't, die rechtes Tod's gestorben sind.


16. Hochmüthiger Tyrannen Hände erlangen selten ein gutes Ende.


[1382] 17. Kein Tyrann fürchtet sich vor sich selbst.


18. Kein Tyrann soll eines rechten Todes sterben.Graf, 524, 308.

Lat.: Descendent reges et sicca morte tyranni. (Seybold, 8.)


19. Man muss ein Tyrann seiner Zunge und ein Wohlthäter seines Ohres sein. (Aegypt.)


20. Tyrannen haben viel Feinde.

Lat.: Nesesse est multos timeat, quem multi timent. (Philippi, II, 9; Seybold, 331.)


21. Tyrannen machen weit wannen.Körte, 6094; Simrock, 10569.

Wannen = schwingen; z.B. die Reinigung des Getreides durch Schwingen, in weiterer Bedeutung: plagen, beunruhigen, zerstreuen.


22. Tyrannen müssen zuletzt den Ring an der Thür lassen.Petri, II, 5.


23. Tyrannen nehmen ein Ende mit Schrecken.

Lat.: Tyranni habent exitus tragicos. (Fischer, 5, 21; Philippi, II, 229.) – Tyrannorum exitus tragici sunt. (Seybold, 617.)


24. Tyrannen sind den Menschen als den Hunden die Knüttel an den Hals gebunden.Petri, II, 849.


25. Tyrannen werden selten alt.

Lat.: Tyrannus senex prodigium. (Seybold, 617.)


26. Wenig Tyrannen fahren trucknes Todes zum Teuffel.

» ... Und hat das alte Sprichwort wahr gemacht, dass wenig Tyrannen trucknes Todes zum Teuffel fahren.« (Gottfrid, 550a.)


27. Wenig Tyrannen vnermord vom Bett fahren an ihren Ort; zum Teuffel, da sie hin gehören, verwund vnd blutig sie einkehren. Gruter, III, 103; Lehmann, II, 870, 139; Zinkgref, IV, 378.


28. Wenn der Tyrann schläft, leben seine Unterthanen.

Die Italiener sagen: Wenn er lacht, so weinen sie: Il popolo piange quand' il tiranno ride. (Pazzaglia, 288, 9.)


29. Wenn ein Tyrann stirbt, fliessen keine Thränen.

It.: Non vien pianto nelle morte, chi fà fatto piangere gl' altri in vita. (Pazzaglia, 283, 10.)


30. Wer als Tyrann lebt, stirbt als Tyrann.


31. Wo man Tyrannen ehrt, ist die Natur verkehrt.

»So verstümmelt ist oft die menschliche Natur, dass Tyrannen ihre Wohlthäter werden müssen.« (Witzfunken, IIb, 97.)


32. Wo Tyrannen sind, da ist auch Furcht.


[Zusätze und Ergänzungen]

33. Der Tyrann ist gestorben, aber die Tyrannei nicht.

Böhm.: Tyran dávno umřel, neumřeli jsou s ním tolikéž skutkové a ustanovení jeho. (Čelakovský, 34.)


34. Ein alter Tyrann ist die grösste Seltenheit.

Ein Wort des weisen Thales.

35. Für einen Tyrannen bitten, heisst der Frommen Pflege und Marter vermehren.Wirth, II, 432.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Flucht in die Finsternis

Flucht in die Finsternis

Robert ist krank und hält seinen gesunden Bruder für wahnsinnig. Die tragische Geschichte um Geisteskrankheit und Tod entstand 1917 unter dem Titel »Wahn« und trägt autobiografische Züge, die das schwierige Verhältnis Schnitzlers zu seinem Bruder Julius reflektieren. »Einer von uns beiden mußte ins Dunkel.«

74 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon