Storch [2]

[874] Storch, 1) (Pelargus), Niklas, Tuchmacher in Zwickau, der eigentliche Stifter der Wiedertäufer (s.d.) im Verein mit den Schwärmern Thomas Münzer u. Stübner seit 1521, ging dann nach Wittenberg u. starb 1525 in München. 2) (Pelargus), Christoph, geb. 1565 in Schweidnitz, wurde 1586 Professor der Griechischen Sprache u. 1591 der Theologie in Frankfurt, 1596 Generalsuperintendent der Diöcese Frankfurt, 1614 auch Pastor u. starb 1633. Er war früher Lutheraner, trat aber nach 1616 zur Reformirten Confession über u. suchte unirend zu wirken, weshalb Cramer Schlüsselburg u. Balduin gegen ihn polemisirten, er schr.: Hypomnemata in locos theologicos aliquot Melanchthonis; Exetasis locorum theolog. paene omnium; Repetitio praecipuorum articulorum; Compendium theologiae; Epitome universae theologiae, 1617, u.a. 3) Johann, geb. 1681 in Ruhl bei Eisenach; studirte Anfangs in Jena Medicin, dann. in Freiberg Mineralogie, verließ aber dieses Studium, kehrte zu seinem Vater zurück, welcher ein Schneider[874] war u. sich mit heimlichem Curiren abgab, u. fing nun unter dessen Anleitung an die Heilkunst auszuüben. Bald wurde er Apothekeninspector in Eisenach, später Stadtarzt, Hof- u. Leibmedicus in Eisenach u. st. 1751. Er schr.: Medicinische Jahrgänge, Lpz. 1724–32, 7 Bde.; Theoretischpraktische Abhandlung von vielerhand Krankheiten, welchen erwachsene Personen, bes. Soldaten, unterworfen zu sein pflegen, ebd. 1735–45; Quinquepartitum practicum, ebd. 1738–40, 2 Bde.; Tractat von Scharlachfiebern, Gotha 1742; Von Krankheiten der Weiber, Lpz. 1747–52, 8 Bde.; Von Kinderkrankheiten, Eisenach 1750–51, 4 Bde. 4) Andreï Karlowitsch, geb. 1766 in Riga. studirte in Jena u. Heidelberg bes: Geographie u. Geschichte, machte hierauf Reisen durch ganz Deutschland, die Schweiz, Italien, Frankreich, England, Holland, u. später durch viele Provinzen Rußlands, wurde 1788 Professor der Literatur u. Geschichte bei dem Landcadettencorps in Petersburg, sowie 1789 vortragender Rath bei dem Collegium der Auswärtigen Angelegenheiten (dem späteren Ministerium des Äußeren), 1798 zum Gouverneur der russischen Großfürstinnen u. später auch der Großfürsten ernannt u. starb 1839 in Petersburg als Geheimer Rath u. erster Vicepräsident der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Er schrieb: Gemälde von Petersburg, Petersb. 1792, 6 Thle.; Statistische Übersicht des Russischen Reiches in Tabellen, Riga 1795; Gemälde des Russischen Reiches, Petersb. 1796–1802, 8 Thle.; Rußland unter Alexander I., ebd. 1803–1807, 9 Thle.; Cours d'économie politique (die erste systematische Staatsökonomie der Russen), Petersb. 1815, 6 Thle., u. in Russischer Sprache mit Adelung eine Übersicht der Russischen Literatur von 1801 bis 1805, Petersb. 1808, 2 Thle. 5) Ludwig, geb. 14. April 1803 in Ruhla auf dem Thüringer Wald, studirte 1822–25 in Göttingen u. Leipzig Theologie, widmete sich dann aber den geschichtlichen Studien u. später ganz der Belletristik, privatisirte in Leipzig, Stuttgart u. Gotha, gründete 1840 in Gotha eine eigne Buchdruckerei u. Verlagshandlung, verlor aber dieselbe durch einen Concursproceß wieder. Von 1848 an lebte er in Braunschweig, Waltershausen u. Baireuth, seit 1859 in Stettfeld am Main (Unterfranken), seit 1861 in Regensburg, 1862 in Hamburg, Lübeck u. Wandsbeck u. jetzt (1863) in Freiburg a. d. Unstr. Er schr.: Dur- u. Molltöne (Novellen), Lpz. 1827, 2. Aufl. 1832; Kunz von Kaufungen, ebd. 1828, 3 Bde.; Die Kuruzzen, ebd. 1828, 2 Bde.; Der Freiknecht, ebd. 1830, 3 Bde.; Der Schmied, ebd. 1830, 2 Bde.; Der Glockengießer, ebd. 1832; Der Schmuggler, Gotha 1832; Die Königsbraut, Mainz 1832; Die Freibeuter, 1832, 3 Thle.; Maiers Traum, Frankf. 1832; Die Beguine, ebd. 1833; Die Intrigue, ebd. 1833, 2 Thle., 2 Aufl.; Pauline von Belsis, Gotha 1834; Der Diplomat, Frankf. 1834; Novellen, ebd. 1834, 4 Bde.; Der Fluch des Urahn, Gotha 1835; Der Karikaturist, ebd. 1835, 2 Thle.; Der Jakobsstern, Messiade, ebd. 1836–38, 4 Thle.; Orestes in Paris, ebd. 1836, 2 Thle.; Bergmüllers Röschen u. die bestrafte Untreue (Novellen), ebd. 1836; Winterflora (Novellen u. Erzählungen), ebd. 1836; Licht u. Nacht (Novellen u. Erzählungen), Wismar 1837, 2 Bde; Die Heideschenke (irisches Volksgemälde), Bunzl. 1837, 3 Thle.; Zimmergarten (Erzählungen), Frankf. 1838, 2 Bde.; Phantasiegemälde für 1840, ebd. 1839; Falkenberg, Stuttg. 1840; Die Feuerschlange u. der Prophet Thüringens, Frankf. 1840; Nepenthes (Novellen u. Erzählungen), Stuttg. 1841, 4 Bde.; Wanderbuch durch den Thüringer Wald, Ilmen. 1841, n. Ausg. Gotha 1851; Max von Eigl, Lpz. 1844, 3 Bde.; Schriften, Gesammtausgabe, Gotha 1842_–43, 5 Bde.; Thüringsche Chronik, ebd. 1841–42,4 Hefte; Philipp von Österreich, 1846, 3 Bde.; Ein deutscher Leinweber (Fugger), Lpz. 1846–50, 9 Bde.; Leute von Gestern, ebd. 1853, 4 Bde.; Am warmen Ofen, ebd. 1854, 2 Bde.; Lyrische Gedichte, ebd. 1854; Die Königin (historischer Roman), ebd. 1858, 4 Bde.; Sancta Elisabeth (Wartburgbilder), ebd. 1860. Eine Sammlung seiner Schriften erschien als Ausgewählte Romane u. Novellen, Lpz. 1855–62, 31 Bde.; auch gab er von 1834–40 mit Stephan Schütz das Taschenbuch der Liebe u. Freundschaft u. m. a. heraus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 874-875.
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