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[649] 157
Wem teuer ist das eigne Selbst,
Der hüte es in treuer Hut;
Drei tiefeinsame Nachtstunden
Durchwache stets der weise Mann.
Sich selbst zuerst befestige
Der Weise auf dem rechten Pfad:
Dann erst belehre andre er,
Kein Fehl, kein Tadel ziemet ihm.
Wer also, wie er's andre lehrt,
Das eigne Selbst bezwingen kann,
Mag auch bekehren dann, vielleicht;
Sich selbst besiegen, das ist schwer!
160
Das Selbst nur ist des Selbstes Herr,
Welch höhern Herren gäb' es wohl!
Mit allbezähmtem Selbst, fürwahr,
Erlangt man schwer erlangbaren,
Besitzt man einzig seltnen Herrn.
161
Die böse Tat, vom Selbst getan,
Vom Selbst erzeugt, vom Selbst gereift,
Zermalmt den Toren, wie Gestein
Zermalmt vom Diamanten wird.
[650] 162
Wes Bosheit keine Grenzen kennt,
Der bringt sich selbst gar bald dahin,
Lianengleich von ihr umstrickt,
Wo ihn sein Feind zu sehen wünscht.
163
Leicht ist das Schlechte, Sündige,
Das, was uns selbst nur Unheil schafft;
Was aber frommt, was aber gut,
Ach, wie so äußerst schwer ist das!
Wer schmähend schilt die Heilsordnung
Der Heiligen, Vollendeten,
Der treu und standhaft Wandelnden,
Er selbst dem Schlechten zugetan,
Reift, ähnlich dem Kaṭṭhako-Baum,
Sich selbst Verderbens Früchte aus.
165
Das eigne Selbst tut Sündiges,
Das eigne Selbst ist bösgesinnt;
Das eigne Selbst flieht Sündiges,
Das eigne Selbst ist reingesinnt;
Selbst ist man böse oder rein:
Kein andrer kann Erlöser sein.
166
Das eigne Heil gib nimmer auf
Um fremden, noch so großen Heils;
Hast du das eigne Heil erkannt,
Gedenke eifrig deiner selbst.
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