Sonntag den 3ten Jul. 1791

[23] Liebstes, bestes Herzens-Weibchen!


Ich habe Deinen Brief mit dem von Montecucoli richtig erhalten und daraus mit Vergnügen gesehen, daß Du gesund und wohl bist, – hab mir's wohl eingebildet, Du wirst 2mal nach einander baden, kriegst schon Deine Schläge wenn ich wieder zu Dir komme! – ich danke für das überschickte Finale und Kleider, kann aber nicht begreifen, daß Du keinen Brief dazu geschrieben hast, – hab alle Säcke im Rock und Beinkleider durchsucht – vielleicht daß ihn die Briefträgerin noch im Sack herum trägt! mich freut nur daß Du Dich wohl befindest, liebes Weiberl – und verlaß mich darauf, daß Du meinem Rath folgen wirst – dann kann ich doch ein Bischen ruhiger seyn! – was meine Gesundheit anbelangt, befinde ich mich recht wohl – meine Geschäffte hoffe ich werden so viel wie möglich gut gehen – ganz ruhig kann ich noch nicht seyn, – bis es nicht zu Ende ist – doch hoffe ich es bald zu enden.

Ich hoffe N.N. wird nicht vergessen, das was ich ihm herausgelegt auch gleich zu schreiben – auch hoffe ich heute[23] die Stücke von meiner Partitur (so ich verlanget) zu erhalten – aus N.N. lateinischem Briefe merke ich, daß ihr keinen Wein trinkt – das ist mir nicht recht, rede mit dem Thürme-Meister – er macht sich gewiß ein Vergnügen daraus, Dir ihn auf meine Rechnung zu geben; er ist ein gesunder Wein und nicht theuer. Das Wasser aber ist zu schlecht – Gestern habe ich mit dem Obristlieutnant gespeist (bei Schickaneder) der auch in Antoni Baad ist – Heute speise ich bei Puchberg – adjeu Schatzerl – liebe Stanzi Marini ich muß eilends schließen – denn ich höre 1 Uhr schlagen – und Du weißt daß man bey Puchberg früh ißt. – Adieu – ewig


Sonntag den 3ten Jul. 1791.

Dein Mozart.


Küsse vielmal den Carl – und peitsche den Tischnarren.

Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 23-24.
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