Bohren, Bohrer, Bohrmaschinen

[102] Bohren, Bohrer, Bohrmaschinen. – Der in Fig. 1 dargestellte Maysche Spiralbohrer (Rohde & Dörrenberg, Düsseldorf-Oberkassel) wird aus gewalzten Profilstäben durch Hindurchpressen durch eine mit Windung versehene Matrize hergestellt. Aus Flachstäben hergestellte Spiralbohrer zeigen Fig. 2 und 3. – Zum Bohren tiefer Löcher werden Bohrer nach Fig. 46 verwendet, bei denen ähnlich wie bei Gewehrlaufbohrern die Späne durch einen Wasser- oder Oelstrom aus dem Bohrloch herausgespült werden. – Eine von der im allgemeinen üblichen Anwendung der Bohrmaschine abweichende Benutzung zeigt Fig. 7. Der neunspindelige Bohrmaschinensatz dient zur Bearbeitung des in Fig. 8 und 9 dargestellten U-förmigen[102] Arbeitsstücks, an dem nicht nur Bohr-, sondern auch Dreh- und Gewindeschneidoperationen vorzunehmen sind. Spindel 1 dreht und bohrt die Stirnfläche des linken Knies, Spindel 2 zieht hoch und senkt innen und außen aus; Spindel 3 schneidet das Gewinde, Spindel 4 dreht und bohrt das rechte Knie, Spindel S zieht hoch und senkt innen und außen aus, Spindel 6 schneidet das Gewinde, Spindel 7 bohrt nur, Spindel 8 senkt die Bohrung auf und zieht die Stirnfläche hoch, Spindel 9 schneidet das Gewinde [1]. – Während im allgemeinen bei Bohrmaschinen die Bohrspindel das Werkzeug trägt, zeigt Fig. 10 eine Bohrmaschine mit Revolvereinrichtung, bei der das Arbeitsstück in dem an der Bohrspindel befestigten Einspannfutter eingespannt wird und sich also bei der Bearbeitung dreht, während das jeweilige Werkzeug feststeht. Ein besonderer Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, daß die Bohrspäne stets frei nach unten heraus fallen, so daß an Stelle von Spiralbohrern Bohrstangen mit kurzen Bohrmessern angewendet werden können. Mit den in Fig. 10 angegebenen Werkzeugen werden die in Fig. 1114 dargestellten Arbeitsstufen hergestellt. – Von neueren Horizontalbohrmaschinen zeigt Fig. 15 eine große zweiständrige der Werkzeugmaschinenfabrik Ernst Schieß, A.-G., Düsseldorf, zum Bohren von Löchern bis 100 mm und Einschneiden von Gewinden bis 3'' engl. in Turbinengehäuse, Deckel u.s.w. bis 5400 mm Höhe. Die Bettlänge der vorliegenden Ausführung beträgt 8000 mm. Die größte Umdrehungszahl der Bohrer beträgt 250 in der Minute. Die Ständer und die[103] Spindelkasten können mechanisch nach beiden Richtungen verschoben werden; durch eine elektrisch betätigte Sicherheitsvorrichtung wird ein Zusammenstoß der beiden Ständer vermieden. – Eine große Ausführung einer Zylinderbohrmaschine (s. Bd. 2, S. 198), die für Dampfturbinengehäuse bis 6000 mm Bohrung bestimmt ist, zeigt die Fig. 16(Werkzeugmaschinenfabrik E. Schieß, A.-G., Düsseldorf). In der Figur ist links der auf dem Bett verschiebbare Ständer, an dem der Spindelkopf[104] vertikal verstellbar angeordnet ist, dargestellt; der rechte Teil der Figur zeigt ein auf der Aufspannplatte befestigtes, in Bearbeitung befindliches Arbeitsstück.


Literatur: [1] Werkstattstechnik 1917, Heft 5. – [2] Ebend. 1916, Heft 11. – [3] Dubbel, Handbuch für den Maschinenbau, Abschnitt Werkzeugmaschinen (von Toussaint), 2. Aufl., Berlin 1919.

A. Widmaier.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4–6.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4–6.
Fig. 7.
Fig. 7.
Fig. 8 und 9.
Fig. 8 und 9.
Fig. 10.
Fig. 10.
Fig. 11–14.
Fig. 11–14.
Fig. 15., Fig. 16.
Fig. 15., Fig. 16.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 102-105.
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102 | 103 | 104 | 105
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